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Herausforderungen und Innovationen in der Entsorgung

Vorständin Kerstin Abraham zeichnet bei der SWK verantwortlich für das Geschäftsfeld Entsorgung. Ein wichtiger Treiber für Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Klimaschutz bei der Umsetzung von Abfallvermeidung, Wiederverwertung und Recycling. 

SWK-Vorständin Kerstin Abraham im Porträt-Bild
Konjunkturelle bzw. krisenbedingte Schwankungen bei den Abfallmengen und damit in der Auslastung der Recyclinganlagen und Anlagen zur thermischen Verwertung bei gleichzeitig stetig hohen Investitionen kennzeichnet dieses Geschäftsfeld ebenso. Wir haben nachgefragt: Wie läuft es denn bei EGN, EGK, GSAK und allen anderen Töchtern und Beteiligungen aus diesem Bereich?

Frau Abraham, wir schauen auf ein Jahr mit großen Herausforderungen zurück. Krieg in der Ukraine, die daraus resultierende Energiekrise, Konjunktureinbrüche und Störungen von Lieferketten. Daneben der Mangel an Fahrerinnen, Fahrern und Fachkräften. Wie haben sich diese Rahmenbedingen bei den Entsorgern EGK, EGN und GSAK im letzten Jahr wirtschaftlich ausgewirkt?

Kerstin Abraham: Diese Entwicklungen haben alle Gesellschaften sehr gefordert. Umso erfreulicher ist es, dass immer wieder Ideen und Lösungen gefunden wurden, das Geschäftsjahr auch wirtschaftlich robust zu meistern. In den Müllverbrennungsanlagen, also auch bei der EGK, fehlen konjunkturbedingt Abfallmengen und damit auch Erlöse. Gleichzeitig verzeichnen wir erhebliche Preissteigerungen bei fast allen Hilfs- und Betriebsstoffen. Das drückt auf das Ergebnis. In der Abwasserreinigung sank witterungsbedingt die Abwassermenge.

 

Gibt es auch Positives zu berichten?

Ja, wir haben nicht nur die Krisen gemeistert, sondern auch viele Zukunfts- und Innovationsprojekte weiterbearbeitet und ins Ziel gebracht. Herausragend ist im August die Inbetriebnahme der Biogasaufbereitungsanlage. Aus den Faulgasen der Kläranlage haben wir im letzten Jahr von August bis Dezember bereits 2 Millionen Kubikmetern Faulgas zu Biomethan und flüssigem CO2 verarbeitet. Die gesamte Anlage an der Parkstraße ist mit Blick auf den Kernenergie- und Kohleausstieg von hoher Relevanz, denn sie sichert zum einen die Entsorgungssicherheit für Krefeld und die Region und zum anderen leistet sie einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Versorgungssicherheit mit der Erzeugung von Strom, Fernwärme, Biogas und biogenem CO2.

 

Stellt sich die Lage bei den anderen Entsorgungstöchtern ähnlich dar?

Bei der EGN haben wir unsere Umsätze in den Bereichen Gewerbe-, Industrie- und Privatkunden gesteigert. Die nördliche Ausweitung des EGN-Kerngebietes führte zu deutlichen Zuwächsen im Containergeschäft in den Kreisen Kleve, Wesel und dem westlichen Ruhrgebiet. Im Vertrieb wurden Neuaufträge hinzugewonnen und bei Neuausschreibungen von Bestandskunden haben wir uns oft gegen Konkurrenz durchgesetzt. Ein Papierauftrag in Kreis Viersen, das Onlinegeschäft von Curanto sowie das Vertriebsgeschäft Sanierung und Abbruch haben sich positiv entwickelt. Die breite und vielfältige Aufstellung der EGN mit ihren Tochtergesellschaften in der kompletten Wertschöpfungskette vom Transport von Wertstoffen und Abfällen bis zum hochwertigen Recycling als umfassender Lösungsanbieter für unsere Kunden bewährt sich gerade in der Krise.

 

Gibt es bei der GSAK analoge Entwicklungen?

Die GSAK betreibt als Drittbeauftragte der Stadt Krefeld bzw. der Kommunalbetrieb Krefeld AöR (KBK) die Abfallsammlung, die Straßenreinigung und den Winterdienst in der Stadt Krefeld. Dieses Geschäft unterliegt eher geringen Schwankungen. Hier starteten wir letztes Jahr die Konzeption zum Umbau der Abfallsammelfahrzeuge hin zu klimafreundlichen bzw. klimaneutralen Antrieben. Neben vielen kleineren Fahrzeugen, die schon elektrisch unterwegs sind, werden zukünftig sukzessive die großen und schweren Fahrzeuge auf Elektro- oder Wasserstoffantrieb umgestellt. Damit setzen wir die EU-Richtlinie „Clean Vehicles Directive“ bzw. das deutsche „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz“ um. Das geschieht ebenso bei der EGN, hier im ersten Schritt auch mit Biogas-Fahrzeugen.

 

Vor welchen Herausforderungen stehen die Entsorgungsunternehmen der SWK in den kommenden Jahren?

 Wir stehen in der Verantwortung für einen noch besseren Ressourcen- und Klimaschutz. Das bedeutet bspw. die weitere Steigerung der Energieeffizienz in der thermischen Verwertung durch Investitionen in moderne Turbinen, in die weitere Reduzierung des Eigenstromverbrauchs in allen Anlagen, in neue Produkte wie Biomethan und CO2, in eine Steigerung von recycelten Baustoffen und innovativen Lösungen für das echte Recycling von Kunststoffen. Hier gibt es noch sehr viel Potenzial für unsere Branche.

 

Gibt es denn schon für die Kunden und Kundinnen sichtbare Ergebnisse?

Wir arbeiten stetig daran, unseren Kundinnen und Kunden durch digitale Lösungen mehr Komfort zu bieten. So entwickelt die GSAK mit der SWK gemeinsam Online-Dienste über Homepage und App (z. B. SWK Connect), wo sukzessive weitere hilfreiche Informationen wie z. B. die Live-Wartezeit am Wertstoffhof oder per LoRaWAN Füllstände an Altkleider- und Papiercontainern zur Verfügung gestellt werden. Und dafür benötigen wir viele kluge Köpfe. Talente, die Lust haben, unsere Abfall- und Recyclingwirtschaft von morgen mitzugestalten.

 

Wie sieht es denn mit den rechtlichen Vorgaben aus? Hier hat sich im letzten Jahr auch einiges getan.

Allerdings! Hier sieht sich die gesamte Branche immer wieder neuen und zum Teil leider unklaren Rahmenbedingungen ausgesetzt – bei der Energiewende sowie dem Abfallrecht. Und unser Anspruch ist es, auch bei diesen Themen unsere Kunden bestmöglich zu begleiten, ihnen digitale Lösungen und natürlich zusätzlich immer das persönliche Gespräch anzubieten.

Was sind die Schwerpunkte bei der EGN?

Bei der EGN sehe ich viel Potential für die weitere Entwicklung, sowohl beim organischen als auch beim anorganischen Wachstum – also dem Erwerb weiterer Unternehmen. Die Region linker Niederrhein bietet sehr gute Chancen, die Dienstleistungspalette bei unseren bestehenden Kunden einerseits zu erweitern als auch zusätzliche Kunden hinzuzugewinnen. Wir möchten unsere Kunden stärker bei ihren Herausforderungen zur Klimaneutralität unterstützen. Zudem planen wir den weiteren Ausbau des Geschäftsfeldes Sanierung und Abbruch in Kombination mit der Bauschutt- und Bodenaufbereitung inklusive Transport. Der Herstellung und dem Einsatz von recycelten Baustoffen kommt immer größere Bedeutung zu, um natürliche und endliche Ressourcen zu schonen.

 

Zukäufe von Unternehmen und innovative Lösungen sind bestimmt mit hohen Kosten verbunden?

Ja, das stimmt. Das Geschäftsfeld Entsorgung ist in unserer umfassenden Aufstellung sehr kapitalintensiv:  Investitionen in Anlagen, Fahrzeuge, Standorte, Gesellschaften und nicht zu vergessen in Personal, Aus- und Weiterbildung. Es ist viel los und das ist auch gut so.

 

Nochmal zur Entsorgung als ein Feld für Innovation und Nachhaltigkeit. Wie wird daran konkret gearbeitet?

GSAK, EGK und EGN übernehmen gemeinsam mit ihren Töchtern und Beteiligungen Schlüsselrollen in der lokalen und regionalen Daseinsfürsorge. Das bedeutet aber alles andere als Stillstand, sondern das Gestalten unserer Zukunft und dabei arbeiten die Gesellschaften eng mit Herstellern, Lieferanten sowie Forschungseinrichtungen und Hochschulen zusammen. Themen wie Digitalisierung und Dekarbonisierung nehmen immer mehr an Fahrt auf. So entwickeln wir mit Hochdruck unsere Prozesse und in den Anlagen weiter.

 

Wie beteiligt sich die SWK?

Wir forcieren Kooperationen mit global tätigen Unternehmen aus der Kunststoff- und Recyclingindustrie. Die Möglichkeiten zum stofflichen Recycling von Kunststoffen bis hin zur lebensmittelechten Wiederaufbereitung bieten viel Potential zur innovativen Weiterentwicklung. Gleichzeitig geht es um die Entwicklung neuer Verfahren zur Klärschlammbehandlung mit Rückgewinnung von Phosphor. Das stellt sicher, dass wichtige Roh- und Wertstoffe zur stofflichen Nutzung oder als Energieträger weiter genutzt werden können. Aus der Rostasche werden z. B. Metalle gewonnen, aus Speiseresten und Fetten wird im Vergärungsprozess Biogas gewonnen und zu Biomethan aufbereitet. Dieses Biomethan wird dann in das Erdgasnetz eingespeist, verdrängt so fossiles Erdgas und trägt zur Energiesicherheit bei. Auch CO2 wird nicht wie früher in die Umwelt abgelassen. Dieses wird im Prozess abgefangen, aufbereitet und später beispielsweise in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Die Summe der Einzelmaßnahmen führt so zu einem wichtigen Klimanutzen, den die SWK bereits heute leistet.