Clever und Smart
Wandel und Veränderungen mitgestalten
Mit der LoRaWAN-Funktechnologie wollen wir die Infrastruktur für eine „intelligente“ Stadt, eine Smart City, schaffen. Ein Gespräch mit Julian Deymann und Cem Koyun von der SWK-Innovationsfabrik über Digitalisierung, Sensorik und praktische Anwendungsfälle.
LoRaWAN – das ist so ein Begriff, mit dem der Laie nichts anfangen kann. Erklärt doch mal in wenigen Worten, was sich dahinter verbirgt.
Julian Deymann: LoRaWAN ist eine Abkürzung für Long Range Wide Area Network und bildet das Rückgrat für die Digitalisierungsprozesse, die wir in der Stadt anstoßen und ausbauen wollen. Es eine speziell für das Internet of Things entwickelte Funktechnologie, bei der Sensoren alle möglichen Daten und Zustände erfassen und über eine weite Strecke an ein zentrales Dashboard übertragen können.
Internet of Things – gleich noch ein Begriff, der für viele schwer greifbar ist.
Cem Koyun: Der Begriff Internet of Things oder Internet der Dinge wird allgemein für die Internet-Vernetzung von Alltagsgegenständen oder von Maschinen im industriellen Umfeld verwendet. Die Geräte bekommen eine eindeutige „Adresse“ im Netzwerk zugewiesen und werden mit elektronischer Intelligenz ausgestattet. Dadurch sind sie in der Lage, über das Internet zu kommunizieren und Aufgaben voll automatisiert auszuführen. Außerdem ist man in der Lage sie von einem beliebigen Ort aus zu bedienen und zu steuern.
Okay, gehen wir mal konkret an die Sache ran. Was stattet Ihr mit der LoRaWAN-Technologie aus und warum?
Julian Deymann: Aktuelles Beispiel ist die Messung des Grundwasserspiegels. Über die Stadt verteilt befinden sich ca. 450 Messstellen. Das sind kleine Rohre, die in unterirdische Brunnen hineinragen. Bisher messen Mitarbeitende der SWK den Pegelstand des Grundwassers darüber jeden Monat händisch mithilfe eines Lots. Wir haben einige dieser Messstellen probeweise mit der LoRaWAN-Sensorik ausgestattet und damit die Daten automatisiert ausgelesen. Das hat fehlerfrei funktioniert, und so rüsten wir jetzt nach und nach alle Grundwasser-Messstellen mit LoRaWAN aus. Das ist eine große Zeitersparnis, und die Mitarbeitenden können diese gewonnene Zeitz nun zur Analyse der gewonnenen Daten oder für andere Aufgaben verwenden.
Das ist schön für die SWK. Aber habt Ihr auch Beispiele, bei denen ich als Bürger der Stadt Krefeld etwas von LoRaWAN habe?
Cem Koyun: Wir haben aktuell in vier Altpapiercontainern der GSAK in Hüls LoRaWAN-Sensoren verbaut, bald sollen es alle neun sein. Diese messen den Füllstand der Container. Dadurch können die Kollegen der GSAK ihre Abfuhr-Routen besser disponieren. Und wir möchten die Füllstände auf einer Website veröffentlichen. So kann ich als Bürger Zuhause nachsehen, ob der Container bei mir in der Nähe gerade leer genug ist bzw. wo sich der nächste geeignete Container befindet, um meinen Müll loszuwerden. Das Ganze ist derzeit noch in der Pilotphase, aber wenn alles stabil funktioniert, sollen weitere Container der GSAK mit LoRaWAN ausgerüstet werden.
Julian Deymann: Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von LoRaWAN als Parkplatzsensorik in der Innenstadt. Hierzu ist die Stadt kürzlich an uns herangetreten und möchte das gern ausprobieren. Die Sensoren könnten die freien und belegten Parkplätze erfassen und nahezu in Echtzeit übertragen. Zum Beispiel an ein dynamische Verkehrsleitsystem, das mir als Autofahrer über große Monitore dann anzeigt, wie ich fahren soll, um möglichst schnell einen Parkplatz zu finden. Dadurch würde der Parksuchverkehr in der Innenstadt deutlich reduziert und der Verkehr könnte zügiger fließen.
Habt Ihr auch schon Erfahrungen, bei denen die Technologie echte monetäre Ersparnisse gebracht hat?
Cem Koyun: Ein Industriekunde hat durch unsere LoRaWAN-Technologie eine Leckage an einer Wasserleitung aufspüren können. Man kann die Wasserzähler mit Sensoren ausstatten, und wenn ein bestimmter Wert überschritten wird, gibt es eine Warnmeldung. So kam es, dass ziemlich schnell festgestellt wurde, dass zu viel Wasser verbraucht wurde, aber der Unternehmer hatte keine Erklärung, warum das so ist. Es lag also nahe, dass irgendwo eine Leckage an der Leitung sein muss. Und so war es dann auch. Der Schaden konnte schnell behoben werden. Ohne die LoRaWAN-Technologie hätte es noch Monate gedauert, bis das aufgefallen wäre. Bis dahin wäre ein fünfstelliger Betrag angefallen für das aus der Leckage versickerte Wasser.
Julian Deymann: Es muss aber gar nicht immer der finanzielle Aspekt sein, der für LoRaWAN den Ausschlag gibt. Wir wurden jüngst von einem mobilen Pflegedienst angesprochen. Die überlegen, ob sie bei ihren Kunden daheim den Wasserzähler mit unseren Sensoren versehen sollen. Man könnte dann nicht beim Über-, sondern beim Unterschreiten einer bestimmten Kubikmeter-Zahl eine Warnmeldung absetzen. Den Wert könnte man beispielsweise so ansetzen, dass es auffällt, wenn die ältere Person den ganzen Vormittag über kein Wasser verbraucht hat, was ungewöhnlich ist. Dann könnte der mobile Pflegedienst rausfahren und nachsehen, ob alles in Ordnung ist oder ob bei der Person ein Notfall vorliegt, weil sie zum Beispiel gestürzt ist und hilflos ist.
Ideen gesucht!
Auch Ideen für den Einsatz von LoRaWAN? Einfach anrufen unter Tel. 02151 98-2645.