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Höher, schneller, weiter ist keine gute Strategie

Volatile Energie-Märke, Kriege in der Ukraine und Nahost, unkalkulierbare Risiken, Insolvenzen, permanenter Richtungsstreit in der Bundesregierung, widersprüchliche Gesetzesentwürfe – die Zeiten könnten widriger kaum sein. Nicht nur, aber besonders für Unternehmen der Energiebranche.
Carsten Liedtke

Die SWK wächst nachhaltig und wertorientiert

Die Unternehmen der Energiebranche sollen an der Basis die Daseinsvorsorge wirtschaftlich und technisch machbar in eine klimafreundliche, dekarbonisierte Zukunft steuern. Mittendrin fährt die SWK AG das beste Geschäftsergebnis ihrer Geschichte ein. Die SWK, ein Profiteur der Krise? SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke findet deutliche Worte und ordnet ein.

Herr Liedtke, die SWK hat ihren Umsatz seit 2019 auf ein beachtliches Allzeithoch von 2,48 Mrd. Euro verdoppelt, das EBITDA liegt bei 167 Millionen Euro, die Personalabteilungen zählen konzernweit 3.500 Mitarbeitende, so viele wie noch nie. Viel hilft viel, oder wie ist Ihre Philosophie?

Die SWK AG wächst nachhaltig und wertorientiert. Es geht nicht um höher, schneller, weiter als Selbstzweck , das wäre keine gute Strategie. Wir müssen dieses Unternehmen langfristig erfolgreich weiterentwickeln. Das haben wir getan. Die Ergebnisse sehen wir jetzt. Aber ja, es war ein wirtschaftlich außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Auch deshalb ist es möglich, die Gewinnerwartung unserer Hauptgesellschafterin Stadt Krefeld von prognostizierten 20,6 Millionen nicht nur zuverlässig zu erfüllen, sondern insgesamt zehn Millionen Euro mehr zur Verfügung stellen zu können. Und um auf Ihre Frage zurückzukommen: In diesem Kontext hilft viel natürlich viel, nicht zuletzt den Krefelder Bürgerinnen und Bürgern.

So darf das weitergehen.

Wird es nicht, kann es gar nicht. Das war ein außergewöhnliches Jahr mit einigen außergewöhnlichen Effekten, die sich so nicht wiederholen werden. Der Markt beruhigt sich zwar nur sehr langsam, aber wir kehren sukzessive zum Normalniveau zurück.

Von welchen Effekten sprechen Sie konkret?

Zu den wichtigsten gehört sicher der Zugewinn neuer Kunden. Solche, die uns gefunden haben, weil wir auch in der Krise unsere Preise konstant halten konnten, oder die uns zugefallen sind, weil ihre Anbieter sie abgestoßen haben oder in die Insolvenz gegangen sind. Hinzu kommt unsere vorausschauende Beschaffungsstrategie. Energie, insbesondere Gas, mit der wir uns für unsere Kunden bereits vor der Krise zu vergleichsweise günstigen Preisen eingedeckt hatten, wurde durch den milden Winter und die proaktiven Einsparmaßnahmen vieler Kunden gar nicht abgerufen. Wir konnten die überschüssigen Mengen mit hohem Gewinn zurückverkaufen an den Markt. Das sind außerordentliche Effekte, die sich in einem normalisierenden Markt, wenn auch auf höherem Niveau als vor der Krise, nicht wiederholen lassen. Bereits seit Jahresbeginn 2024 kämpfen wir mit gegenteiligen Effekten.

Inwiefern?

Nun ja, wir mussten uns auch zu Hochzeiten der Krise, als sich die Energiepreise auf dem Markt versechsfacht hatten, für unsere Kunden in Teilen eindecken. Zu horrenden Preisen. Wegen des zweiten milden Winters in Folge haben wir wieder überschüssige Mengen, die wir nun mit Verlust zurückverkaufen müssen. Das sieht man deutlich in den Zahlen, und wir versuchen, wo wir können, auch jetzt die Preise konstant halten zu können, dass gelingt uns aber nicht immer. Allerdings sind jetzt auch die ganzen Billiganbieter zurück, die ihre Kunden in der Krise abgestoßen oder gleich Insolvenz angemeldet hatten, und seriös agierenden Versorgern mit Dumpingpreisen das Leben schwer machen.

Können Sie trotzdem nachvollziehen, wenn Kunden angesichts dieser enormen Gewinne erwarten, dass die SWK die Energiepreise senkt? Schließlich ist der Konzern trotz seiner Größe eine städtische Tochter?


In erster Linie sind wir ein Wirtschaftsunternehmen, das sich dem Wettbewerb in einem hart umkämpften Markt stellen muss und das tun wir seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Unsere Preise müssen sich an Marktpreisen orientieren. Nur dann können wir langfristig existieren. Davon profitiert unsere Hauptgesellschafterin, die Stadt Krefeld und die gesamte Region. Daseinsvorsorge, in allen Bereichen des täglichen Lebens, muss ebenso bezahlt werden wie die vielen notwendigen Investitionen in zukunftsfähige Energienetze, Mobilität oder Entsorgung.

Zurück zu den Preisen. Können Sie angesichts des hohen Ergebnisses die Erwartungshaltung nach niedrigen Preisen nachvollziehen?


Kurzfristig gedacht natürlich, wir denken allerdings langfristig, was wie gesagt einen großen Teil unseres nachhaltigen Erfolgs in den letzten Jahren ausmacht, unabhängig von diesem jetzt sehr erfreulichen Ergebnis. Wir können kurzfristige Preisschwankungen an den Großhandelsmärkten sowohl im Anstieg als auch im Abstieg nicht unmittelbar an die Endkundenpreise weitergegeben. Diese Zusammenhänge dürfen wir nie müde werden zu erklären.

Diejenigen, die Sie vorhin Billiganbieter genannt haben, können das aber. Warum?

Viele der Billiganbieter haben sich bereits in der Vergangenheit durch massiv steigende Preise und ihre kurzfristigen Beschaffungsstrategien verspekuliert, mussten hohe Verluste hinnehmen, haben den Vertrieb eingestellt und sind zu einem nicht unerheblichen Teil sogar ganz vom Markt verschwunden. Viele von deren Kundinnen und Kunden konnten wir auffangen. Dennoch: Wir haben attraktive Preise, das zeigt ja eindeutig die BDEW-Preistabelle, die uns bundesweit unter Durchschnitt ausweist. Klar, wir bewegen uns nicht auf dem Niveau der am Spotmarkt spekulierenden Preisdumper, bieten dafür aber Zuverlässigkeit, Sicherheit, Planbarkeit und Beständigkeit in volatilen Märkten. Werte, die augenblicklich gefragter sind denn je – und es auch morgen noch sein werden.

Wie werden die Preise sich für Strom und Gas mittel- und langfristig entwickeln?

Das können wir nicht pauschal beantworten oder seriös prognostizieren. Der Energiemarkt reagiert auch weiterhin kurzfristig auf aktuelle Entwicklungen. Globale politische oder wirtschaftliche Entwicklungen haben in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder für Preisschwankungen an den Börsen gesorgt. So geht auch die Bundesnetzagentur in ihrer Einschätzung zur Gasversorgung davon aus, dass sich Verbraucher weiterhin auf schwankende Preise einstellen müssen. Fakt ist, es wird sicher nicht mehr günstiger.

Was macht Sie da so sicher?

Die Transformation der Wärmeversorgung wird in den nächsten 30 Jahren bundesweit unvorstellbare Summen verschlingen. Der Staat und auch die an der Basis verantwortlichen Energieversorger müssen gewaltige Investitionen für die Erneuerung der Infrastruktur und alternative Energieträger leisten. Allein in Krefeld schätzungsweise mindestens eine Milliarde Euro. Das macht die Energiepreise nicht günstiger. Es ist gut und wichtig, wenn Energieversorger wirtschaftlich erfolgreich sind, um diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe als elementarer Player stemmen zu können. Wir tun dies Seite an Seite mit der Stadt Krefeld.